In diesem Jahr 2023 fand die Frankfurter Buchmesse (18.-22. Oktober) zum 75. Mal statt. Grund genug, einen Blick auf die Entwicklung zu werfen. Denn was 1949 unter Beteiligung von 205 deutschen Verlagen als kleine Bücherschau in der Frankfurter Paulskirche begann, hat sich über die Jahrzehnte als größte internationale Buchmesse fest etabliert. Autor*innen, Verlagsmitarbeiter*innen, Rechte- und Lizenzhändler*innen sowie hochrangige Gäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft aus über 100 Ländern kommen jedes Jahr zum weltweit wichtigsten Treffen der Publishing-Industrie.
Die Frankfurter Buchmesse blickt auf eine bewegende und ereignisreiche Geschichte zurück. Eine Geschichte, in deren Verlauf selbst inmitten angespannter weltpolitischer Lagen von dieser Messe immer wieder starke Impulse für Demokratie und Frieden ausgingen.
Neben bekannten und neuen literarischen Stimmen, die in Frankfurt ihre Bücher präsentierten, traten zahlreiche bekannte Autor*innen und Persönlichkeiten wie z.B. Salman Rushdie, Chimamanda Ngozi Adichie, Mohsin Hamid und Olga Tokarczuk auch als Sprecher*innen auf der Buchmesse auf. Und die Chronik zeigt auch, wie Bundeskanzler Adenauer hier seine Bücher präsentierte, aber auch der Jahrhundertsportler Muhammad Ali oder die Grande Dame des deutschen Chansons Hildegard Knef ihre frühen Biografien.
Ein Blick in die Chronik auf www.buchmesse.de/chronik zeigt, dass die Frankfurter Buchmesse von Anfang an im Spannungsfeld eines zugleich wirtschaftlichen und politisch-kulturellen Großereignisses stand. Bereits 1953 besuchten mehr internationale als nationale Aussteller die Messe und zeigten damit die immer stärker werdende internationale Vernetzung. In den 1960er Jahren erregten die Studierendenproteste auch auf dem Messegelände Aufsehen, während im folgenden Jahrzehnt die Forderungen von Frauen für mehr Gleichberechtigung sichtbarer wurden.
Die 1980er und 1990er Jahre waren geprägt von der Weiterentwicklung der elektronischen Medien, gleichzeitig standen sie spürbar im Zeichen zunächst noch des Kalten Krieges und dann der Wiedervereinigung. 1999, zehn Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, präsentierte Ungarn in Frankfurt seine Kultur – als erstes osteuropäisches Land überhaupt. Und je wichtiger der globale Transfer von Rechten und Lizenzen für die Branche wurde, umso wichtiger wurde Frankfurt als Handelsplatz, als Treffpunkt und Drehkreuz.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends überschatteten die Terroranschläge vom 11. September 2001 auch das Geschehen auf dem Messegelände. 2009 stand die Frankfurter Buchmesse aufgrund des Gastlandauftritts von China in der Kritik. Bundeskanzlerin Angela Merkel griff das Thema in ihrer Eröffnungsrede prominent auf. Sie betonte, dass auch China sich den kritischen Fragen zur Meinungsfreiheit stellen müsse.
In den 2010er Jahren funktionierte in Frankfurt der Handel mit Rechten und Lizenzen bereits in alle Richtungen. Buch, Film, Game, Musik, Bild, Illustration, sogar Merchandising – alle diese für das Geschäft mit Inhalten entscheidenden Märkte waren nun Teil der Messe. Hauptthema der Gespräche, Podiumsdiskussionen und Vorträge blieb die Digitalisierung.
2017 reisten Angela Merkel und Emmanuel Macron an. In einer denkwürdigen Rede betonte der französische Staatspräsident die Kraft der Vielfalt und schlug eine europaweite Bildungsoffensive vor. Er forderte dazu auf, eine Vision für ein kulturell und politisch geeintes Europa zu entwickeln.
Und auch heute, nach krisenreichen Covid19-Jahren, stehen weiterhin die großen Fragen der Gegenwart im Fokus der Frankfurter Buchmesse: Krieg in Europa, Klimawandel, struktureller Rassismus, die Freiheit des Wortes, Menschen-, Frauen- und Kinderrechte, Diversität, digitale Transformation und vieles mehr.
Zur Chronik der Frankfurter Buchmesse: www.buchmesse.de/chronik