Das Goldene Zeitalter: Als die Niederlande in kulturellem Reichtum erblühten

Das niederländische Goldene Zeitalter im 17. Jahrhundert war eine Periode voller Reichtum für die Niederlande, zu dieser Zeit noch die „niederländische Republik“. Der Handel mit Ländern in Europa und aus aller Welt blühte auf. Städte, die Schiffe nach Asien, Afrika und Amerika schickten, waren die reichsten in Holland. Die Geschichte dieser Städte ist noch bis heute anhand der Häuser, der Kanäle, der Kirchen, der Stadtmauern und der Häfen erkennbar. Kunst und Wissenschaft profitierten von dem weltweiten Handel. Dies zeigen die Gemälde der berühmten niederländischen Künstler Rembrandt, Frans Hals und Vermeer. Die Geschichte des Goldenen Zeitalters ist noch sehr sichtbar und kann entlang der Route zwischen Middelburg südlich von Hoorn und Enkhuizen im Norden Hollands erlebt werden.

Middelburg: Stadt der Vereinigten Ostindischen Kompanie
Middelburg in der Provinz Zeeland war neben Amsterdam Hauptsitz der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC), die eine große Rolle für den damaligen Welthandel spielte. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts war Middelburg die größte Handelsstadt der Niederlande mit einer umfassenden Wein-Industrie. Heutzutage kann man diese vergangene Zeit der VOC in und durch seine historischen Gebäude erleben. Es ist eine kompakte Stadt, in der man entlang der Kanäle auf gepflasterten Straßen läuft, Museen besucht oder auf den Terrassen der vielen Cafés sitzt und sich hier in die Geschichte zurückversetzen kann, die damals im 17. Jahrhundert auch schon eine sehr internationale Orientierung und große Offenherzigkeit gegenüber anderen Kulturen aufwies. Es ist somit auch kein Zufall, dass hier die internationalen „Four Freedom Awards“ stattfinden, zu deren Preisträgern u.a. Nelson Mandela, Kofi Annan und Angela Merkel zählen.

Dordrecht: Geburtsstadt des Goldenen Zeitalters
Dordrecht gilt als „Wiege“ des Goldenen Zeitalters. Denn die Stadt entwickelte sich bereits im Mittelalter zum Handels- und Regierungszentrum der Region Holland. Da Dordrecht die ältesten Stadtrechte der Niederlande besitzt, wurde die Stadt als „Hollands Erste“ bezeichnet. Der Aufstieg begann bereits Anfang des 14. Jahrhunderts – früher als im übrigen Teil der Niederlande. Die Stadt war Schauplatz der Geburt der Niederlande in moderner Form während der „Ersten Versammlung der freien Staaten“ im Jahre 1572, welche im „Het Hof van Nederland“ (Gerichtshof der Niederlande), einem ehemaligen Augustiner Kloster, stattfand. Diese Versammlung legte die Grundlage für das „Goldene Zeitalter“ und damit für das Wachstum der Niederlande: Was für Dordrecht allerdings zur Folge hatte, das nun die anderen Städte begannen, Dordrecht in Punkto Größe und Bedeutung zu überholen.
Heute befindet sich im „Het Hof van Nederland“-Gebäude ein interaktives Museum, in dem Besucher die historischen Events erleben und sehen können, wie Dordrecht das „Goldene Zeitalter“ und die heutige Lebensweise beeinflusst hat.
Es war der Geburtsort vieler niederländischer Meister und Rembrandt-Schüler wie Aelbert Cuyp, Nicolaes Maes, Aert de Gelder, Samuel van Hoogs und Ferdinand Bol. Viele ihrer Gemälde sind heute Teil der Sammlung des Dordrechter Museums.

 

Delft: Stadt von Johannes Vermeer und Delfter Blau
Delft ist in vielerlei Hinsicht weltbekannt. Als Heimatstadt der Meister Johannes Vermeer und Pieter de Hooch, als Entstehung skiort des weltberühmten Delfter-Blau-Porzellans und als Wohnort von Wilhelm von Oranien, der 1572 dorthin zog. Er wird auch als „Vater des Vaterlandes“ bezeichnet, da er der Anführer des Aufstandes gegen Spanien war und die Unabhängigkeit Hollands besiegelte.
Das Delfter Blau ist ein Sinnbild des Reichtums im Goldenen Zeitalter. Viele Spuren aus dieser Zeit sind noch bis zum heutigen Tage entlang der alten Grachten im historischen Stadtzentrum sichtbar.
Auch eine der ursprünglichen Fabriken für die Töpferware ist noch in Betrieb. Wie Delft in jener Zeit ausgesehen hat, kann man auf den Malereien von Vermeer sehen, welcher sein Leben lang in dieser Stadt gelebt hat. Im Vermeer Centrum Delft können die Reproduktionen bewundert werden. Auch viele seiner Zeitgenossen wie beispielsweise Pieter de Hooch, Carel Fabritius oder Jan Steen hielten sich einige Zeit in Delft auf.

Den Haag: Gemäldegalerie des Goldenen Zeitalters
Ist Den Haag heute als Residenz des niederländischen Königshauses, als Sitz internationaler Organisationen für Frieden und der Gerechtigkeit und nicht zuletzt als Stadt am Meer bekannt, war Den Haag während des Goldenen Zeitalters vor allem für Kunst berühmt. Bekannte Künstler wie Jan van Goyen, Paulus Potter und Jan Steen lebten und arbeiteten in dieser Stadt. Constantijn Huygen, ein berühmter Bewohner Den Haags, war nicht nur Architekt, Diplomat und Komponist, sondern auch einer der besten Poeten seiner Zeit. Die Königliche Gemäldegalerie Mauritshaus im Herzen der Stadt zeugt noch heute von dieser reichen Kulturepoche Den Haags. Meisterwerke wie Vermeers „Mädchen mit einem Perlenohrring“ und „Ansicht von Delft“, „Die Anatomie des Dr. Nicolaes Tulp“ von Rembrandt und der „Distelfink“ von Fabritius sind permanent sichtbar in den Räumen des 17. Jahrhundert-Monuments.

 

Leiden: Geburtsort der holländischen Meister
Rembrandt Harmenszoon van Rijn (bekannt unter seinem Vornamen Rembrandt) ist ohne Frage der bekannteste Künstler dieser Epoche. In Leiden, seinem Geburtsort, fertigte er seine ersten Meisterwerke. Andere Berühmtheiten wie Jan Livens, Jan Steen, Jan van Goyen und Gerrit Dou arbeiteten ebenfalls in Leiden. Zu dieser Zeit war Leiden die zweitgrößte Stadt in Holland, nach Amsterdam. Der blühende Handel in der Stadt und die tolerante Gastfreundschaft war für viele Immigranten sehr attraktiv, gab der Stadt neuen Schwung und förderte deren Wachstum. Es war eine Zeit, in der die Pilgerväter (welche später die Vereinigten Staaten gründeten) die Freiheit in Leiden genossen, die Tulpe das erste Mal in Europa in Leidens Botanischem Garten „Hortus botanicus“ gesehen wurde und die Kleidungsindustrie der Stadt die internationale Hochblüte feierte.
Leidens Universität, die älteste Hochschule der Niederlande (gegründet im Jahre 1575), trug ebenfalls zum Glanz der Stadt bei. Leiden hat über 300 historische Monumente, wodurch noch heute die Atmosphäre des Goldenen Zeitalters spürbar ist.

 

Haarlem: Start eines neuen Stils bei den Malereien des Goldenen Zeitalters
Am Ende des 16. Jahrhunderts flohen geschäftstüchtige Bürger der südlichen „Niederlanden“ (lage landen) vor der drohenden Inquisition und aus wirtschaftlichen Gründen in die nördlichen Länder. Viele wählten Haarlem als Ziel. Unter ihnen waren zahlreiche Künstler wie beispielsweise Frans Hals, der sich zu einem der bekanntesten Holländischen Meister entwickelt hatte. Haarlems Bewohnerzahl verdreifachte sich und das – gemeinsam mit dem wirtschaftlichen Wachstum – führte zu einem enormen Wachstum der Kunstnachfrage. Die Konkurrenz auf dem Kunstmarkt förderte in Haarlem eine große künstlerische Dynamik und die Entstehung neuer Kunststile. Diese revolutionären Veränderungen in der Malerei werden wunderbar in der Kollektion des Frans Hals Museums widergespiegelt. Dieses bietet eine hochqualitative Repräsentation des gesamten Spektrums der Malereien aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

 

Amsterdam: Die Hauptstadt des Goldenen Zeitalters
Im 17. Jahrhundert galt Amsterdam als das wichtigste Handelszentrum der Welt. Mit dem Handel kam Reichtum, und mit Reichtum die Entwicklung von Kunst und Wissenschaft. Amsterdam wurde zu einem kulturellen Mittelpunkt, und viele der damaligen Erfolge und Fortschritte haben nichts an Bedeutung verloren.
Museum Rembrandthaus
20 Jahre lang lebte der Meistermaler in dem Gebäude im Herzen von Amsterdam, welches heute ein Museum ist. Das Rembrandt-Haus gibt den Besuchern das komplette Rembrandt-Erlebnis: es wurde detailgetreu eingerichtet mit Möbeln und Kunst aus der damaligen Zeit. Das Museum verfügt über eine fast vollständige Kollektion seiner Radierungen, und bietet wechselnde Ausstellungen über Rembrandt, seine Vorgänger, Zeitgenossen und Schüler.
Nationales Schifffahrtsmuseum – (Scheepvaartmuseum)
Im 17. Jahrhundert verfügte Amsterdam über den größten Hafen der Welt, und die Niederlande waren eine Weltmacht. Großteile der Amsterdamer Geschichte stehen in Verbindung mit dem Meer und dem Handel. Im Arsenal, dem damaligen Lagerhaus des Marineministeriums, gebaut im Jahre 1656, befindet sich heute das Schifffahrtsmuseum (Scheepvaartmuseum). Im gesamten Ausstellungshaus ermöglicht interaktive Technologie, das Leben im Goldenen Zeitalter nachzuvollziehen. Eine Nachbildung eines VOC-Schiffes aus dem 18. Jahrhunderts liegt vor dem Museum vor Anker und ist das größte Ausstellungsstück. Kunstliebhaber werden ebenfalls nicht enttäuscht sein: mit über 800 Malereien und 1800 Schiffsmodellen ist für jede Altersklasse etwas dabei.
Portugiesische Synagoge
Im Herzen von Amsterdam befindet sich das Jüdische Viertel. Bei einem Besuch in der portugiesischen Synagoge kann man in der Zeit zurückreisen. Die Möbel aus dem 17. Jahrhundert sind noch intakt; es gibt kein elektronisches Licht oder künstliche Wärme. Während Konzerten oder speziellen Events wird die Synagoge mit hunderten Kerzen beleuchtet. Das Gebäude wird noch als Gotteshaus genutzt und ist der Öffentlichkeit zugänglich. In den weiteren Gebäuden des Komplexes gibt es eine Schatzkammer, wo Besucher einzigartige Sammlungen zeremonieller Gegenstände aus Gold, Silber, Seide und Brokat bewundern können. Außerdem befindet sich hier die älteste funktionsfähige jüdische Bibliothek der Welt, Ets Haim – Livraria Montezinos, welche Teil der UNESCO -Weltkulturerbe-Liste ist.

Amsterdam Museum
30 riesige Gruppenportraits des 17. Jahrhunderts aus den Kollektionen des Amsterdam Museums und des Rijksmuseums wurden zum ersten Mal in der Hermitage Amsterdam zusammengebracht, wo sie seit 2014 zu sehen sind. Diese „Brüder und Schwestern“ der Nachtwache sind einzigartig auf dieser Welt und wurden aufgrund ihrer Größe selten ausgestellt. Sie zeigen Regenten, Wächter, Kaufleute aller Schichten, sozialen Klassen und Religionen, die als Brüder zusammenstehen. Rembrandts „Die Anatomiestunde von Dr. Deijman“ und Portraits von Wachmännern, unter anderem Govert Flinck und Nicolaes Pickenoy, sind nur einige Beispiele für die Kunstwerke, die zu sehen sind.

 

Hoorn und Enkhuizen: Perlen des Goldenen Zeitalters
Die historischen Häfen von Hoorn und Enkhuizen – nur 40 Minuten von Amsterdam entfernt – sind wahre Perlen. Einst waren dies die Heimathäfen der niederländischen Ostindischen Kompanie (VOC), welche eine der stärksten Handelsunternehmen des 17. Jahrhunderts war. Zusätzlich waren diese Häfen zentrale Stellen im Handelsnetzwerk, welches über die ganze Welt reichte. Entdecker, Erfinder, Wissenschaftler und Künstler lebten hier. Dieses reiche Erbe ist noch stets überall sichtbar, wodurch Hoorn und Enkuizen zu den Hotspots für Kulturliebhaber gehören. Die Städte mit den prunkvollen Häfen sind voller Atmosphäre, historischer Monumente, Museen und guten Restaurants.
Infos:
https://www.holland.com/de/tourist/holland

Kommentar hinterlassen