Das Hesse-Museum am Bodensee

Von 1904 bis 1912 lebte Hermann Hesse mit seiner Familie in Gaienhofen. Am 14. Juni 2015 eröffnete das in seinem ersten Haus untergebrachte Hesse Museum Gaienhofen eine neu konzipierte Dauerausstellung.
Frisch verheiratet mit seiner Frau Maria Bernoulli, einer Fotografin aus Basel, zog der 27-jährige Hesse nach seinem ersten literarischen Erfolg mit dem Roman „Peter Camenzind“ nach Gaienhofen, um hier ein einfaches Leben auf dem Land zu führen. Drei Jahre wohnte er zur Miete in dem alten Bauernhaus, dessen Scheuer und Stallungen weiterhin von einem Bauern genutzt wurden, bevor er sich 1907 von dem Architekten Hans Hindermann ein eigenes Haus bauen ließ. Seiner ersten Wohnstätte aber blieb er immer besonders verbunden. „Etwas, was kein späteres Haus mehr zu geben hatte, machte dieses Haus mir lieb und einzigartig: Es war das erste! Es war die erste Zuflucht meiner jungen Ehe, die erste legitime Werkstatt meines Berufes, hier zum ersten Mal hatte ich das Gefühl von Sesshaftigkeit…“, schrieb er in späteren Jahren.
Bestsellerwerkstatt in Gaienhofen
Im Mittelpunkt der neuen Ausstellung „Gaienhofener Umwege. Hermann Hesses 1. Haus“ steht das wichtigste Möbelstück des Schriftstellers: sein Schreibtisch. Er ließ ihn eigens für das Häuschen in der Ortsmitte fertigen und trennte sich dann nicht mehr von ihm. Der Tisch begleitete Hesse sein Leben lang, ebenso wie sein Look mit Strohhut und Nickelbrille. An ihm verfasste er seine großen Werke: „Siddhartha“ , den „Steppenwolf“, „Unterm Rad“ oder „Das Glasperlenspiel“, hierfür erhielt Hesse im Jahr 1946 den Literaturnobelpreis.
Erstausgaben von Hesses Werken, Schriftstücke, Briefe, Bilder und Fotografien sowie zahlreiche persönliche Gegenstände illustrieren chronologisch und thematisch sortiert die acht Jahre des Dichters am Bodensee. Seine erste, in Konstanz gekaufte Schreibmaschine ist hier ebenso zu bewundern wie zwei seiner vielen charakteristischen Lesebrillen und Souvenirs seiner Reise Richtung Indien im Jahr 1911.
Schriftstellerisch ist die Zeit auf der Höri für Hermann Hesse sehr fruchtbar. Nach dem großen Erfolg des „Peter Camenzind“, beendet er zunächst den 1903/04 in Calw begonnenen Roman „Unterm Rad“. In diesem und in den nachfolgenden Erzählbänden „Diesseits“ (1907), „Nachbarn“ (1908) und „Umwege“ (1912) verarbeitet er seine Kindheits- und Schulerlebnisse in Calw und Maulbronn, außerdem finden sich dort Gedichte und Prosaskizzen über die Bodenseelandschaft und das Gaienhofener Dorfleben. Die Vorarbeiten an seinem Vagabundenroman „Knulp“ beginnt er bereits 1907, 1910 erscheint der Musikerroman „Gertrud.
Seine Künstlerfreundschaften zu Malern wie Max Bucherer, Otto Blümel und Ludwig Renner sind ebenso dokumentiert wie seine eigene, später im Tessin aufgenommene malerische Betätigung. Anhand von Bauplänen, Schriftstücken und Fotografien rückt auch die zweite Gaienhofener Wohnstätte Hesses ins Bild. Das stattliche Haus mit acht Zimmern, Terrasse und Veranda mit Blick über den Untersee ist heute in Privatbesitz. In den letzten Jahren wurde es aufwändig restauriert und kann seit 2004 bei verschiedenen Führungen besucht werden. Die als moderne Literaturausstellung angelegte Schau mit ausgesuchten Exponaten ist ein guter Startpunkt für eine literarische Erkundungstour am westlichen Bodensee.
Leben zwischen Schreibmaschine und Bodensee
Das Museum bietet nicht nur Führungen durch die Ausstellung an, sondern hat auch regelmäßig literarische Spaziergänge durch den Ort im Programm. Die Teilnehmer folgen Hesses Spuren in die von ihm so geliebte und inspirierende Natur. Die Wanderung führt zu landschaftlich reizvollen Orten, die er nachweislich oft besucht hat. Unterwegs lassen Lesungen von Texten und Gedichten dem Nobelpreisträger tief in die Seele blicken. Die bietet einiges an Identifikationsmöglichkeiten: Hesse, den Nudisten, Hesse, den leidenschaftlichen Gärtner, Hesse, den jungen Ehemann.
Hesse cachen, auflesen oder seiner Frau Mia folgen
Wer gerne auf Schatzsuche geht, kann sich auf Hesses Spuren zum Geochaching aufmachen. Und wer die Inszenierung liebt, lauscht einer Bauernmagd, die auf den Wegen Mia Hesses durch Gaienhofen führt. Auch Hesses zweites Gaienhofener Wohnhaus, das selbstgebaute, in dem er von 1907 bis 1912 lebte, kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Heute wird es als „Hermann-Hesse-Haus“ geführt, bei Touren durch Haus und Garten erfährt man Interessantes zur Lebensreform. Diese Zeitströmung war es, die Hesse bewegte, aufs Land zu ziehen und sich mit seinem großen Garten selbst zu versorgen. Im Mittelpunkt steht hier seine Ehefrau Mia.

Hermann Hesse am Untersee
Das Hermann-Hesse-Höri-Museum heißt mit Eröffnung der neuen Dauerausstellung Hesse Museum Gaienhofen.
Neue Dauerausstellung:
„Gaienhofener Umwege. Hermann Hesses 1. Haus“
Eröffnung: 14. Juni 2015
Adresse und Kontakt:
Kapellenstraße 8, 78343 Gaienhofen,
Museumskasse Tel. +49 7735 440949,
info@hermann-hesse-hoeri-museum.de
www.hermann-hesse-hoeri-museum.de
Öffnungszeiten:
15. März bis 31. Oktober: Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr,
01. November bis 14. März: Freitag und Samstag 14 – 17 Uhr, Sonntag 10 – 17 Uhr.
Eintrittspreise:
Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 4 / 4.50 Euro,
Kinder (6 – 14 Jahre) 2 Euro.
Die Bodensee-Erlebniskarte wird akzeptiert.
Literarische Geocachingtour:
Hermann Hesse auf der Spur, Geocaching für Literaturfreunde, ca. 2,5 km.
Buchung:
Kultur- und Gästebüro,
Im Kohlgarten 1,
78343 Gaienhofen ,
Tel. +49 7735/81823,
info@gaienhofen.de
Hermann-Hesse-Haus und -Garten Gaienhofen
Das zweite Wohnhaus Hermann Hesses und sein Garten im Hermann-Hesse-Weg 2 (1907-1912 Wohnort Hesses) in Gaienhofen können im Rahmen verschiedener Führungen und nach Anmeldung besucht werden.
Entgelt: 8 Euro pro Person.
Tel. +49 7735 440 653,
www.hermann-hesse-haus.de

Inszenierter Gang durch Gaienhofen auf den Spuren der Mia Hesse:
„Das ischt aber e nobli Frau vu Basel…“.
Ab Hermann-Hesse-Haus
Infos/Anmeldung:
Tel. +49 7735 440 653,
www.hermann-hesse-haus.de

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