Lukullische Schätze: Tee- und Kaffee-Plantagen im Hochland von Taiwan

Als Land, das die ganze Vielfalt Asiens auf einer einzigen Insel vereint, ist Taiwan, weltweit für seine Traditionspflege im Teekonsum bekannt. Dabei gibt es noch ein paar weitere echte Geheimtipps für Gourmets, die das Einzigartige suchen. In Taiwan wächst auch ein seltener Kaffee – in kleinerem Umfang zwar, doch von hervorragender Qualität Man muss schon nach Taiwan fahren, um in diesen besonderen Genuss zu kommen – die produzierten Mengen sind zum Export zu gering.

Der beste Oolong Tee der Welt
Schon auf der Weltausstellung 1900 in Paris hat Oolong Tee aus Taiwan den ersten Preis gewonnen und Königin Victoria hat ihn „Oriental Beauty“ genannt. Die Berge, das milde Klima und die traditionellen Anbaumethoden tragen dazu bei, dass taiwanischer Tee der Beste ist, der weltweit vertrieben wird. Zu den bekanntesten Teespezialitäten gehören die Sorten Baojhong, Tieguanyin, Dongding Oolong und Pekoe Oolong. Besonders geschätzt von Kennern ist der taiwanische Oolong, der zu den auserwählten halbfermentierten Sorten zählt. Das ideale Klima der Insel sorgt dafür, dass Tee in zahlreichen Regionen Taiwans angebaut wird.
Teeplantagen kann man auch als Tourist problemlos besuchen, beispielsweise in Pinglin. Der Ort mit 6.000 Einwohnern liegt knapp 20 Kilometer von Taipeh entfernt und bietet ein eindrucksvolles Bild mit seinen grünen Hügeln voller Teepflanzen. Einen herrlichen Blick auf das Panorama kann man per Fahrrad genießen – gleich am Ortsausgang beginnt ein 15 Kilometer langer Radweg. Eine Verleihstation für Fahrräder befindet sich ebenfalls in Pinglin. Abgerundet wird der Ausflug mit einem Besuch im Teemuseum von Pinglin, wo über die Geschichte der Teekultur in Taiwan und China berichtet wird. Die in der Ausstellung neu gewonnen Erkenntnisse kann man dann gleich in einem klassischen Teehaus im Erdgeschoss des Museums „verkosten“.

Der beste Kaffee Taiwans
kommt – nach Auffassung vieler Kenner und Genießer – aus Gukeng im Süden der Insel. Wenn die Sonne hinter den Bergen versunken ist, dann künden nicht nur die bunten Lichter der teilweise bis tief in die Nacht geöffneten Kaffeeläden entlang der Serpentinenstraßen von dem ungewöhnlichen Erzeugnis dieser Region, sondern auch das Rumpeln und Rattern kleiner Röstanlagen und der angenehme Duft frischgerösteter Kaffeebohnen. Die Sorte Arabica, die hier angebaut wird, ähnelt der im kenianischen oder brasilianischem Kaffee, doch der Kaffee von Gukeng zeichnet sich durch einen besonders milden, nussigen Geschmack und hohe Bekömmlichkeit aus, die er einem besonders niedrigen Säuregehalt verdankt. Während ihrer fünfzigjährigen Verwaltungszeit pflanzten Japaner in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die ersten Kaffeepflanzen in Gukeng, wo man schon bald darauf auf einer Fläche von rund 600 Hektar Kaffee anbaute, der dann hauptsächlich als Luxusgut in Japan auf den Markt kam. Nach 1945 ging der Kaffeehandel jedoch zurück und die sinkende Zahl der Kaffeebauern spielte auf dem Weltmarkt keine Rolle mehr. So gab es vor der Jahrtausendwende nur noch vier Kaffeegeschäfte in den beiden Anbauregionen im Südwesten um Gukeng: Huashan und Hebaoshan. Im Jahre 2003 wurde dort zwar das erste internationale Kaffeefestival Taiwans gefeiert, doch noch nahm kaum jemand Notiz davon. 2008 kamen bereits viermal so viele Besucher. Da ist es auch kein Wunder, dass die Zahl der Kaffeeläden allein in Huashan inzwischen wieder auf fast 100 gestiegen ist.
„Weil wir als Kinder keine Süßigkeiten hatten,” erzählt Liu Qing-song, der Besitzer des „Key Café“, „stahlen wir Kaffeekirschen und aßen sie, weil sie so süß waren. Wir rösteten die Bohnen aber auch heimlich in Kochtöpfen und tranken unseren selbstgemachten Kaffee dann aus Reisschüsseln.” Diese Kindheitserinnerungen veranlassten Liu schließlich, den Kaffeeanbau professionell zu betreiben. Heute baut er seinen Kaffee auf einer Fläche von 14.000 m² am Hang unterhalb seines Ladens an.
In Taiwan gedeiht der Kaffee in Höhenlagen zwischen 400 und 1.300 Metern über dem Meeresspiegel. Das Klima von Gukeng gleicht dem der Blue Mountains auf Jamaika. Wenngleich der Kaffee aus Gukeng mittlerweile in ganz Taiwan bekannt ist und geschätzt wird, findet man ihn kaum außerhalb der einheimischen Läden, geschweige denn im Ausland. Nachdem viele Bauern auf den Anbau der lukrativeren Betelnüsse umgestiegen sind oder Betelnusspalmen in den Kaffeeplantagen anpflanzen, um die empfindlichen Kaffeebäume vor direktem Sonnenlicht zu schützen, werden nur noch rund 80 Hektar Land in Gukeng für den eigentlichen Kaffeeanbau genutzt. Der Gukeng-Kaffee ist somit eine echte Spezialität und ein ausgezeichnetes Reiseandenken – oder ein Mitbringsel für daheim gebliebene Kaffeegenießer.

 

Fotos:
Blüte einer Teepflanze
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tea_flower.JPG?uselang=de
Shizhao2005年摄于诸暨乡间 CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=385834

Verschiedene Fermentationsgrade von Tee. Von links nach rechts: grüner, gelber, Oolong- und schwarzer Tee. – https://de.wikipedia.org/wiki/Tee#/media/File:Tea_in_different_grade_of_fermentation.jpg
Haneburger eigenes Werk gemeinfrei – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tea_in_different_grade_of_fermentation.jpg?uselang=de

Teeplantage in der Nähe von Kandy, Sri Lanka
Von Bernard Gagnon – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3770346
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tea_plantation,_Sri_Lanka.jpg?uselang=de

Tasse Kaffee
Petr Kratochvil http://www.publicdomainpictures.net/view-image.php?image=5684&picture=kaffe
Gemeinfrei – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:1-1267462282CoNq.jpg?uselang=de

Kaffeebaum mit Früchten
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffee#/media/File:FruitColors.jpg CC BY-SA 3.0
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=134763

Betelnuss-Palme – https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Beetle_palm_with_nut_bunch.jpg
Pratheepps eigenes Werk – Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.5 generisch“ (US-amerikanisch) lizenziert.

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